Beim 7. Münsteraner Gespräch unter dem Titel „Zwischen Lärm und Stille – Warum defekte Debatten unsere Demokratie verunsichern“ diskutierte der Münsteraner CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Nacke am Montagabend (17. November) mit der Politikwissenschaftlerin Dr. Julia Reuschenbach und dem Journalisten Dr. Norbert Tiemann. Im Gespräch im bis auf den letzten Platz gefüllten Café Colibri ging es um den Zustand der Debattenkultur in Deutschland und die Umstände, unter denen der öffentliche Diskurs aktuell leidet.
Reuschenbach, die zusammen mit dem Journalisten Korbinian Frenzel das Buch „Defekte Debatten“ veröffentlicht hat, stellte fest: „Je tiefer man sich mit Themen auseinandersetzt, desto herausfordernder wird die Debatte. Das haben wir selbst beim Schreiben dieses Buches gemerkt“. Tiemann forderte von der Politik, klare Antworten zu geben und ihre Versprechen zu halten, um den Aufstieg des Populismus in Deutschland einzudämmen. Die Politik müsse liefern, forderte Tiemann. Reuschenbach hingegen, sieht „in der Politik keinen Pizzadienst“. Sie hob insbesondere die Bedeutung von Partizipation und Mitbestimmung durch die Bevölkerung hervor: „Die Menschen wollen Selbstwirksamkeit spüren. Wenn das nicht der Fall ist, erleben sie eine Art Ohnmacht“, so Reuschenbach. Einig waren sich alle, dass daran auch das zunehmende Fehlen persönlicher Begegnungen vor Ort etwa in Vereinen, Verbänden oder im Umfeld der Kirchen schuld sei. Dort habe es früher die Gelegenheit gegeben, die eigene Meinung zu äußern und mit anderen zu diskutieren. Heute verlagerten stattdessen viele ihre persönliche Meinung lieber in die Anonymität der sog. Sozialen Netzwerke. Die Auswirkungen sozialer Medien auf die Debattenkultur und die Rolle der Medien, die in gewisser Weise „vom Streit leben“, waren auch Teil der anschließenden Diskussion mit dem Publikum.
Stefan Nacke fasste den Abend so zusammen: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Wir haben alle eine Verantwortung, unsere Debatten besser zu machen – Politik und Medien, aber auch die Bürgerinnen und Bürger.“ Vor allem die Politik sei gefordert, sie müsse ein realistisches Erwartungsmanagement betreiben, so Nacke.